Der Guru – ein spiritueller Lehrer
Alles Leben in diesem Universum basiert auf dem Gegensatzpaar YIN und YANG (Dualität), das als Überbegriff für alle Gegensatzpaare (Männlich-Weiblich, Positiv-Negativ, Gut-Böse, Rational-Emotional) steht. Wird ein Prinzip, z.B. das Gefühl (Emotion) vernachlässigt, wird das andere Prinzip, der Verstand (Ratio) dominieren. Bei Menschen, bei denen der Verstand vorherrscht wird der fehlende Teil zur Ganzheit unterdrückt bzw. nicht beachtet. Unsere ganze westliche Kultur, die sich seit Galileo Galilei für diesen Art des Denkens entschieden hat, ist seitdem nur mehr unvollkommen, einseitig naturwissenschaftlich ausgerichtet und hat die Verbindung zum Göttlichen (zur Religion, Gebet und Meditation, ..) verloren!
Die christlichen Kirchen, die unter dieser Art des Denkens Ihre Autorität eingebüßt haben, sich aber nach wie vor seit 2000 Jahren (!) als Vertreterin Gottes auf Erden berufen fühlen, können den Menschen immer weniger Antworten auf ihre Fragen geben. So ist es auch nicht verwunderlich, wenn Menschen die Antworten in anderen Religionen suchen und zu finden hoffen. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts erlebt die westliche Welt eine Neuorientierung: Östliches Gedankengut findet immer mehr Eingang in unsere Kultur und in unser Denken. Östliche „Missionare“ bereisen Europa und Amerika und finden immer mehr Anhänger unter den Menschen, die von ihren Kirchen keine Antworten bekommen. Neben vielen Sektengründern und Scharlatanen, die mit der Sehnsucht der Menschen ihr Spiel treiben, gab und gibt es immer wieder, wahre Gott-(Selbst)verwirklichte Meister und Heilige, die die frohe Botschaft (das Evangelium) den Menschen verkünden.
Als einer der wenigen anerkannten, spirituellen Lehrer möchte ich den 1952 von uns gegangenen spirituell-geistlichen Meister Paramahansa Yogananda als Beispiel eines solchen Meisters bezeichnen. Er weihte viele Menschen in den Kriya-Yoga ein und seine Anhänger, die sich um ihn versammelt hatten, verbreiteten diese, seine Botschaft. Eine der Jüngerinnen (Sri Daya Mata) fragte ihn, kurz bevor er in den Mahasamadhi ging: "Meister, wenn der Guru nicht mehr da ist, dann wächst auch die Gemeinschaft meist nicht weiter an, sondern beginnt sich aufzulösen. Was wird uns zusammenhalten und uns inspirieren, wenn du nicht mehr in deinem Körper bist?" Nie werde ich seine Antwort vergessen:
"Wenn ich diese Welt verlassen habe, kann nur die Liebe mich ersetzen. Seid so trunken von Gottes Liebe Tag und Nacht dass ihr von nichts anderem wisst. Und schenkt diese Liebe allen Menschen."
"Für den Gottsucher, der sich auf dem richtigen Weg befindet, geschieht die geistige Entwicklung so natürlich und unmerklich wie das Atmen", sagte der Meister. "Wer sein Herz ganz Gott geweiht hat, ist so tief in Ihn versunken, dass er kaum gewahr wird, wie sich alle Schwierigkeiten im Leben auflösen. Die Zeit kommt, da andere beginnen, ihn "Guru" zu nennen. Und er denk erstaunt: "Was? Sollte aus diesem Sünder ein Heiliger geworden sein? Herr, lass mich Dein Ebenbild so leuchtend widerspiegeln, dass niemand mehr mich sieht , sondern nur Dich!"
Ein Schüler, der erkannt hatte, was für eine Bürde ein
Heiliger auf sich nimmt, der anderen Menschen helfen will, sagte eines Tages zu
Yogananda: "Sir, wenn Ihre Zeit gekommen ist, diese Erde zu verlassen, werden
Sie sicher froh sein und nie mehr zurückkehren."
"Solange es Menschen auf dieser Welt gibt, die um Hilfe rufen,
werde ich immer
wiederkommen und sie auffordern, mein Boot zu besteigen, um mit mir zu den
himmlischen Ufern zu fahren", entgegnete der
Guru. "Wie könnte ich mich meiner göttlichen Freiheit erfreuen,
während andere leiden? Solange ich weiß, dass sie in Not sind - wie ich selbst
es sein würde, hätte mir Gott nicht Seine Gnade erwiesen - könnte ich Seine
unaussprechliche Glückseligkeit nicht voll genießen."
Der
Weg der Meditation
(Kriya-Yoga) führt zur Befreiung. Das Ziel ist SAT - CHIT - ANANDA
(Sein - Bewusstheit - Glückseligkeit). Das Bewusstsein ist verdunkelt und muss
durchlichtet werden. Dies ist nur möglich durch die Liebe, das göttliche
Licht! Eine Läuterung der Hüllen ist absolut notwendig, um auf dem
Weg der Meditation fortzuschreiten.
Ein Traum, den ich hatte, kann dies verdeutlichen: "Paramahansa
Yogananda spricht zu mir und erklärt mir, dass er viele Menschen von
ihren Anhänglichkeiten "freikauft", d.h. er übernimmt einen Teil des
astralen Karma
(wenn ein Meister für seine Schüler schlechte Samskaras übernimmt, müssen die
Folgen der negativen Taten nicht abgetragen werden). Erst wenn jedes Gefühl
von Anhänglichkeit verschwunden und man fest entschlossen ist nur noch
Gott - den einzig wahren Freund - zu suchen, ist man bereit für die
geistige Führung.
Yogananda lässt die Jünger wachsen, bis sie reif geworden sind mit ihm gemeinsam
den geistigen
Weg zu gehen.
Da hatte ich im Traum die Vision, wie ich
in ein Boot einsteige, in dem auch Paramahansa Yogananda sitzt.
Yogananda erklärt mir dann, dass ich nur dann mit ihm mitkommen kann, wenn ich
mich innerlich bereits gereinigt und geläutert habe, ansonsten würden wir mit
dem Boot kentern. Paramahansa Yogananda führt jeden, der sich ernstlich nach
Befreiung sehnt in seinem Boot sicher über das Meer des Samsara (Kette der
Wiedergeburten) ans andere Ufer."
Gottes Fährmann
von Paramahansa YoganandaViele Male will ich in meinem Boot den Strom der Wandlung überqueren und aus meinem himmlischen Heim an die Gestade irdischen Lebens zurückkehren um all' die wartenden, durstenden Seelen, die zurückgeblieben sind, in mein Boot zu laden und hinüberzuführen in die opalblau schimmernden Teiche der Freude, wo mein Vater das Wasser des Friedens verteilt und den Durst aller Wünsche löscht.
Oh, wieder und wieder will ich kommen! Mit blutenden Füssen will ich die Millionen Klippen des Leids überqueren - Solange ich weiß, dass ein irrender Bruder zurückgeblieben.
Mich verlangt nach Dir, oh Herr um Dich an alle zu verschenken! Nur deshalb befreie mich aus den Banden des irdischen Leibes, damit alle erkennen, wie sie sich selbst befreien können! Deine immerwährende Glückseligkeit begehre ich dann, wenn ich sie mit anderen teilen kann - um allen meinen Brüdern den Weg zu zeigen - den Weg zu Dir, zum immerwährenden Glück in Dir.
"Ohne Gottverwirklichung haben die Menschen nicht viel Freiheit. Ihr Leben wird von Trieben, Launen, Stimmungen, Gewohnheiten und von der Umgebung beherrscht. Wenn Sie aber den Anweisungen eines Gurus folgen und sich seiner Schulung anvertrauen, werden Sie sich allmählich aus der Knechtschaft der Sinne befreien."
"Meister, Dr. Lewis war Ihr erster Jünger in diesem Land (USA), nicht wahr?" Der Meister antwortete: "So sagt man." Als er bemerkte, dass der Fragende ein wenig verblüfft war, fügte er hinzu: "Ich sage nie, dass jemand mein Jünger sei. Gott ist der Guru, und alle sind Seine Jünger."
Auf die Frage wie man einen Guru findet, erwiderte Yogananda: "Wenn ihr aus tiefstem Herzen nach Gott ruft, schickt Er euch einen Guru, der euch aus der Einöde der Schmerzen ins Haus Seiner ewigen Freude heimführt."
Im alten Indien bezeichnete man als "Guru"
nur christusähnliche Meister, die ihren Jüngern göttliche Erleuchtung vermitteln
konnten. Wie es die heiligen Schriften verlangen, machten sich die
Jünger geistig empfänglich, indem sie den Anweisungen des heiligen Lehrers
bedingungslos gehorchten. Die Menschen des Westens rebellieren oft gegen einen
Verzicht auf ihre persönliche Freiheit und unterwerfen sich nur ungern dem
Willen eines anderen.
Yogananda jedoch sagte: "Wer seinen Guru
gefunden hat, muss ihm bedingungslos vertrauen, denn der Meister ist das
Werkzeug Gottes. Das einzige Ziel des Gurus
besteht darin, dem Jünger (Schüler) Selbst(Gottes)verwirklichung zu vermitteln.
Alle Liebe, die er von seinen Jüngern empfängt legt er Gott zu Füßen. Wenn der
Jünger sich völlig auf den geistigen Lehrer abgestimmt hat, kann dieser ihn
schneller fördern als einen Schüler, der ihm Widerstand entgegensetzt.
Ich bin nicht euer Führer, sondern euer Diener. Ich bin der Staub zu
euren Füßen. Ich verneige mich vor euch allen, weil ich Gott in euch sehe. Ich
will euch nur an der großen Freude teilnehmen lassen, die ich in Ihm fühle. Ich
habe keinen persönlichen Ehrgeiz; mein einziges Bestreben ist es, allen Menschen
auf Erden die Freude des GEISTES zu vermitteln."
GURU: der geistige Erzieher, der den Jünger zu Gott führt.
Der "Guru" unterscheidet sich insofern vom "Lehrer",
als man viele Lehrer, aber nur einen Guru haben kann.
(ein gottesverwirklichter Meister, bzw. Gott selbst!)© Urheberrecht und Copyright by Sundara, Wien 1992
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