Kindheit und Jugend

(Niederschrift von Ananda)

 

 

Es war einmal ein Kind – Es war nicht erwünscht, brachte einem alten Familienclan durch seine Geburt großes Leid.

In einer Vision tauchte folgendes Bild auf:

„Ein großes Krankenhaus, eine junge, leidende Mutter, allein, verstoßen.

Das Kind zittert vor Kälte, als es diese Welt wiedererblickt. Es ist, trotz allem, ein kräftiges Kind mit klugen Augen. Die Mutter weinte nicht nur neun Monate, sie weint auch jetzt. Und das Kind ahnt – das ist keine schöne Ankunft!“

Ein alter, gütiger Großvater, eine alte Großmutter nahmen es – ohne Tochter – auf. Das war keine Heimat! Trotzdem es keine zwei Jahre alt war, verstand es gut, dass es unerwünscht, geduldet war. Es war ein trauriges Kind.

Hie und da besuchte es die Mutter, oder es wurde hingeschickt. Es hatte keine Kindheit! Mit acht Jahren war es fast erwachsen, hatte es doch nur sehr ernste, fromme Menschen um sich, keine Freunde, keine Freude.

(Vayu: es war ein sehr großer Familienclan. Der Großvater konnte sich nur wenig um sie kümmern, weil er eine große Gemeinde betreuen musste und zudem etliche Bocher (Rabbinerschüler) unterrichtete.)

Mit vier Jahren konnte es lesen, da war es nicht mehr so allein – im Haus gab es viele, viele Bücher und das Kind las halbe Nächte. Kerzen waren seine Freunde, bei ihnen konnte man lernen. Es wollte lernen, immer nur lernen und ganz schnell erwachsen werden, um ein eigenes Leben aufzubauen, in der Art wie es das Kind damals verstand – ein großes Heim bauen für unerwünschte Kinder. Denen wollte sie alles geben, all das, was es sich selber das ganze Leben wünschte – Liebe, Geborgenheit, Freude. Es wollte sie lehren, eine Art Kloster im weiten und besten Sinne.

Es wusste damals noch nicht, dass man noch mehr allein sein konnte. Die Großeltern verließen den Körper, sie waren 94 und 90 Jahre alt. Die Mutter, durch Kummer und schweres Leben geschwächt, folgte ihnen bald.

Das Kind, 14 Jahre, war allein mit Gott und einem Vormund, der über es verfügte. Es arbeitete für zwei, in der Nacht lernte es.

Mit 17 kam eine Freude in Gestalt eines Yogis. Jede freie Minute verbrachte es dort, es war die erste Heimat!

Mit 19 lernte es einen Mann kennen, der gerade politisch aus dem Gefängnis kam. Er war fast 20 Jahre älter als das Mädchen; auch er war arm, war allein. Seine Eltern waren adelig, reich, aber sie wollten nichts mehr von ihm wissen.

Eine Welt tat sich neu auf: ein Mensch, gut geboren, sehr gebildet, ein Dichter, Idealist, verlassen, verraten, arm, allein, der nur von der Welt gehen wollte!

Von dem Augenblick an wollte sie den Talmudsatz verwirklichen: „Wer eine Seele rettet, rettet die Welt!“

Leider wollte dieser Idealist sein ganzes Leben von der Welt gehen, und das war jetzt die Jugendzeit des Mädchens, das nun einen ganz ungewöhnlichen Weg mit dem Yoga und dem Dichter ging. Ein Leben, welches das Zittern bei Eintritt auf diesem Planeten voll rechtfertigte!

Nur das will ich kurz heraus greifen: der Idealist war schwer krank, schwer geschädigt, doch ein großer Künstler. Seine Feuilletons, seine Berichte, fanden in Berlin großen Anklang. Das Mädchen arbeitete - so kamen Yoga und einfachste Lebensbedürfnisse zu stillen ins Gleichgewicht.