"Ein transzendentes Museum''

Traum, Ende November 1976:

Ich befinde mich vor einem großen, geschnitzten Tor. Ich zähle drei Stufen, die hinaufführen. Wie ich die dritte Stufe betrete, öffnet sich das Tor zur Hälfte. Jetzt komme ich in einen kleinen Saal, er sieht aus wie ein Museumssaal. Dort sitzt eine Dame, von angenehmen Aussehen und drei Inder. Ich geh' hin und denk' mir, „ich muss einen Eintritt zahlen“. Die Frau legt jedoch keinen Wert darauf und fragt mich nur, ob ich einen Lehrer brauche. Und ich sage: ''Ich möchte bitten, aber einen der Deutsch kann!''

Die Dame nimmt eine Liste und ich denke, sie gibt mir ein Prospekt. Sie gibt mir aber gar nichts, macht nur lauter Ringe auf die Liste und da schau' ich halt zu. Diese Liste gibt sie einem Mann. Der Mann ist ein Inder und für einen solchen sehr groß. Er hat sehr angenehme Gesichtszüge. Er deutet mir mitzukommen und wir gehen zu einen Aufzug.

Ich denke mir: ''Das ist ein merkwürdiger Aufzug, so was habe ich noch nie gesehen." In dem Aufzug sind drei Reihen von Taschen oder Fächern. Er deutet mir, ich soll die Schuhe ausziehen. Diese gibt er in eines dieser Fächer - seine Schuhe hat er schon ausgezogen. Dann gibt er mir sockenartige Stoffhausschuhe und deutet mir, ich soll sie anziehen.

Ich denke ich mir, der ist vielleicht stumm, weil er immer nur deutet und zieh' mir das halt an. Wir fahren ein Stückchen und auf einmal hält das ganze.

Wir kommen in einen Saal, darin herrscht eine schwüle Treibhausatmosphäre. Der Saal ist nicht sehr groß. In der Mitte steht ein großes Beet. Jetzt bin ich neugierig und will es mir anschauen. Ich verlasse meinen Begleiter und trete näher. Da sehe ich wunderbare Pflanzen. Solche Blumen habe ich noch niemals gesehen. Sie sind mit Gold eingesäumt. Aber ich konnte ja nicht fragen, niemand war da, außer einer Dame und einem Herrn in einer Ecke, der mit Schreiben beschäftigt war. Das erinnert mich an die üblichen Täfelchen und ich denke mir: ''Um Gottes Willen, ich hab' ja gar nichts zum Schreiben!"

Da kommt der Inder herbei und sagt: "Das sind sehr schöne Blumen, aber die wachsen nicht bei Ihnen zu Hause.''

"Ja“, sage ich, „die schau’n ganz anders aus!''

Er nimmt aus dem Beet eine Blume, die steckte einfach nur in der Erde. Sie war von wunderschönem, leuchtendem Rosa, herrlich! Es lässt sich gar nicht beschreiben. Die Ränder dieser Blume waren, als wären sie eingefasst mit Gold; wunderschön!

Er gibt die Blume wieder zurück und ich sage: "Bitte, könnte ich daran riechen?"

Leider nimmt er keine Notiz davon.

Wir umgehen das Beet und ich schau mir alles genau an. Es sind herrliche Blumen! Manche sind ähnlich, wie ich sie kenne, nur viel größer. Da sind Lilien, deren Blüten sind fast einen halben Meter groß. Alle haben einen Rand und wirken wie eingesäumt, das ist das Merkwürdige. Und ein wunderbaren Duft haben sie.

Der Mann blickt auf sein Handgelenk. Dort hat er ein seltsames Gerät. Es ist keine Uhr. Daran dreht er herum und es gibt einen Ton von sich. Da meint er, wir müssten schon wieder gehen. Ich würde gerne noch da bleiben. Gleichsam zum Trost zeigt er mir noch eine Rose, die war wunderbar groß und auch eingesäumt.

Da kommt von der Decke ein feiner Sprühregen und der Mann deutet mir, wir müssen gehen. Ich denke mir, ''Na gut, das ist mein Gartenführer, wo der hingeht, geh' ich auch hin.''

Wir gehen zum selben Lift. Bevor wir einsteigen, kommt ein anderer Inder, der eine ziemlich warme Jacke und warme Schuhe anhat und ich denke mir, „seltsam“. Dieser gibt mir gefütterte Schuhe und mache mich daran sie anzuziehen. Ich soll sie jedoch als Überschuhe gebrauchen. Es wundert mich, aber ich ziehe sie dennoch an.

Der Lift fährt wieder ein Stückchen weiter und wir kommen zu einem Kabinett, kleiner als der erste Saal. Das hat eine spiegelglatte Fläche und ich denk' mir, darauf zu gehen, das wird gefährlich. Aber er sagt, ich soll nur gehen. Und ich geh' so, wie auf gewöhnlichem Boden. Scheinbar ermöglichen das diese Schuhe. Im Kabinett sehe ich lauter Fenster. Ich finde das sehr interessant. Er zeigt mir, dass wir beim ersten Fenster stehen bleiben sollen und da sehe ich diese Blumen, die ich unten gesehen habe, die sind alle in die Fensterscheiben eingefroren. Es wurde mir aber dazu einstweilen nichts erklärt. Wir gingen an einigen Fenstern vorbei und betrachteten sie. Da waren Rosen, eingefroren wie Eisblumen und dann waren wieder Lilien, Vergissmeinnicht. Selbst eine kleine Tanne war eingefroren.

Ich denke mir, „das könnte man berühren“.

Mein Begleiter scheint meine Gedanken zu lesen und deutet „nein, nicht anrühren“.

Nach einer kleinen Weile fängt er schon wieder an, auf das Gerät zu schauen und das fängt an zu läuten und wir gehen wieder. Wir gehen zum selben Lift zurück und er deutet mir wieder, ich soll die Schuhe ausziehen.

Ich ziehe die Schuhe aus. Da greift er in das obere Fach und deutet mir, ich soll auch meine Jacke ausziehen. Dann gibt er mir einen wunderschönen Umhang, der ist golddurchwirkt. Ich frage ihn vermittels Zeichen, ob der Umhang einen Gürtel hat, aber er reagiert nicht.

Wir fahren wieder ein Stückchen hinauf. Jetzt kommen wir zu einem größeren Raum; dort sind Bilder. Ich denke mir: "Ah, das ist großartig!''

Die Bilder haben keine Rahmen, sondern es sind große, bemalte Flächen von etwa eineinhalb bis zwei Meter. Ich schau mir das erste Bild an. Es ist ein wunderschöner Tempel. Und über dem Bild ist eine Schrift. Da sage ich mir in Gedanken: "Das kann ich ja lesen, das ist Hebräisch!'' Es steht dort - Der Tempel Salomons -. Er ist herrlich.

Der Lehrer zeigt mir, ich solle weitergehen. Neben dem Bild ist eine Fläche, die ist kahl. Dann kommt die nächste bemalte Fläche. Da sind zwei oder drei Blitze gemalt, dann beim nächsten ein heruntergegangener Vorhang und lauter Schutt. Dort steht aber nichts. Ich schau mir das lange an. Ich kann keine Zeit abschätzen, weil es ja ein Traum ist.

Mein Begleiter sagt: "Das hier ist der zerrissene Vorhang.“

Da denke ich mir: "Das ist ein merkwürdiges Museum, und der Führer scheint alle Gedanken zu lesen.''

Danach kommt wieder eine kahle Fläche. Dann wieder ein Bild. Darauf ist ein wunderschönes Wasser abgebildet und sehr viele Menschen und ein Mann steht dort. Ich schau' mir den Mann an und denke: ''Christus ist das auf keinen Fall!'', und er sagt ''richtig''. Er sagt es auf Deutsch.

Auf einmal bewegt sich ein Mann im Bild, geht vor und der Einzelne taucht ihm den Kopf ein. Da verschwindet das Bild. Der Lehrer blickt wieder auf seine ''Uhr'' und die läutet auch schon wieder. Ich fasse mir ein Herz und sage: ''Bitte, ich möchte mir das gern noch einmal anschauen." Aber er winkt ab.

Wir gehen wieder zum Lift. Den schönen Umhang lässt er mir. Die Strümpfe soll ich aber ausziehen. Ich zeige zu den Strümpfe und sage, dass ich sie nicht gut ausziehen kann, weil ich sonst barfuß wäre. Da gibt er mir Socken, die sind aus demselben Material wie der lange Umhang. Ohne Gürtel fühlte ich mich im Umhang nicht ganz wohl. Wir fahren wieder ein Stück hinauf und kommen in einen Saal. Das ist der größte Saal von allen, die wir bislang besucht haben. Dort sehe ich Teppiche hängen. Ich will gleich weiter gehen, aber er winkt ab. Ich muss neben dem Mann stehen und komme nicht weg. Ich kann aber an den Teppichen nichts unterscheiden, da ist soviel Webe.

Da sagt er: ''Da müssen Sie besser schauen, sonst sehen Sie nichts und Sie werden nichts verstehen!"

Und ich darauf: "Sie können's mir ja erklären, dazu sind Sie ja hier!''

Darauf meint er „na ja“. Ich kann aber weiter nichts unterscheiden und er sagt: ''Das geht nicht. Schau'n Sie mal weiter!''

Ich sehe wohl die wunderbaren Farben, rot, braun, also was man sich so wünschen kann, aber ich sehe überhaupt keine Darstellung darin.

Er sagt: "Noch ein Stückchen“. Dann, „das geht wirklich nicht, dann gehen wir halt zurück.''

Und ich sag: ''Aber Sie könnten's mir doch bitte erklären."

Er aber meint es geht nicht.

Wir gehen wieder zum Lift und wieder ziehe ich mir die Socken aus. Jetzt sagt er: "Man kann jetzt schon das Gewand anziehen." Und ich ziehe meine Jacke an. Wir fahren ein Stückchen abwärts und er sagt: "Wir fahren jetzt wohin, wo Sie es vielleicht verstehen werden.''

Hinter mir im Lift ist das Paar, das im ersten Saal so viele Aufzeichnungen gemacht hatte. Wir kommen in einen mittelgroßen Saal, das scheint ein Museum gewesen zu sein. Dort waren auf Scheiben, ca. 30cm x 120cm groß, Hieroglyphen. Ich sehe nur einen Teil.

Wir stehen vor einer Scheibe und er sagt: "Ja, das können Sie nicht lesen, das versteh' ich schon. Ich werde es ihnen heute nur andeuten."

Ich sage: "Ich bin sehr dankbar dafür.''

Er sagt: ''Das hier, das ist lange vor Christus."

''Und was ist das?'' frage ich, aber er gibt mir keine Antwort.

Wir gehen zum zweiten Bild, das mit arabischen Zeichen bedeckt ist und er sagt:'' Das ist schon nach Christus."

Er geht weiter und ich muss hinter ihm laufen. Wir kommen zum dritten Bild auf dem nur drei grüne Riesenblätter gezeichnet sind und an der Seite ist etwas, etwa wie eine Baumrinde. Das schau ich mir länger an und er sagt: ''Na, was würden Sie dazu sagen?"

Sage ich: "Das sind Blätter und eine Baumrinde!''

''Ja, das stimmt, aber was bedeutet das?''

''Das weiß ich nicht.''

Da erklärt er: ''Das da ist die Baumrinde aus der die Häuser gebaut wurden und das sind die Blätter, das war die Kleidung."

Er blickt wieder auf die ''Uhr'' und die fängt wieder an zu läuten und ich sage: ''Da muss es doch noch sehr viel mehr geben in einem so großen Gebäude."

Er gibt zur Antwort: ''Ja, sicher.'' Aber wir gehen nicht mehr zum Lift, weil ich schon angezogen bin.

Wir gehen ein Stück weiter. Ich suche in meinen Taschen und denke: "Mein Gott, jetzt könnt' ich ihm doch eine Aufmerksamkeit geben!'' Aber ich finde nichts. Das war mir sehr unangenehm.

Er aber scheint es zu erraten und sagt: "Das macht gar nichts. Vielleicht kommen Sie wieder einmal."

Auf einmal sehe ich wieder dasselbe Tor, das ich am Anfang gesehen habe und er drückt unten auf etwas und das Tor öffnet sich und er verbeugt sich zum Gruß vor mir. Als ich schon gehen will, drehe ich mich noch einmal um und sehe einen goldenen Ring an seinem Finger und frage: ''Sie sind ein Ringschüler?''

Und damit war's aus.